- Protuberanzen
- Protuberạnzen[zu spätlateinisch protuberare »anschwellen«, »hervortreten«], Singular Protuberạnz die, -, wolkenförmig, bogenförmig oder ähnlich strukturierte Gebilde der inneren Sonnenkorona, die sich über die Chromosphäre der Sonne erheben. Sie zeigen nahezu das gleiche Spektrum wie die Chromosphäre und sind während einer totalen Sonnenfinsternis am Sonnenrand zu sehen. Bei Verwendung von Spezialinstrumenten, wie Koronographen, Spektrohelioskopen, Interferenz- und Lyot-Filtern, können sie jederzeit beobachtet werden, auch als lang gestreckte dunkle Filamente auf die Sonnenscheibe projiziert. Da die Protuberanzen an der Sonnenrotation teilnehmen, kann man eine genügend langlebige Protuberanzen zunächst am östlichen Sonnenrand als helle Erhebung, dann als dunkles Filament vor der Sonnenscheibe und schließlich wieder als helle Erhebung am westlichen Sonnenrand beobachten. Ruhende Protuberanzen, die im Mittel eine Länge von etwa 200 000 km, eine Höhe von etwa 50 000 km und eine Dicke von rd. 6 000 km haben, können mehrere Sonnenrotationen überdauern. Sie enden oft in einem aktiven Stadium durch rasches Abfließen der Materie in die Chromosphäre. Aktive Protuberanzen sind vielfach mit Flares verknüpft und zeigen vielfältige Formen und Entwicklungen. Sie können mit Anfangsgeschwindigkeiten bis zu 700 km/s große Höhen (bis 2 Mio. km über der Sonnenphotosphäre) erreichen (aufsteigende oder eruptive Protuberanzen), wobei sie ihre Geschwindigkeit sprunghaft ändern können. Meist strömt die Protuberanzenmaterie nach Erreichen des Gipfelpunktes wieder in die Chromosphäre zurück, nicht selten auf bestimmten Bahnen, die durch lokale Magnetfelder bestimmt werden. In der Nähe ihres Einströmungspunktes befindet sich oft ein Sonnenfleck. Teile einer aufsteigenden Protuberanz können sich auch ganz von der Sonne ablösen. Die zu den aktiven Protuberanzen gehörenden Fleckenprotuberanzen sind kleiner und auf einzelne Sonnenflecken beschränkt. Die Zahl der Protuberanzen variiert mit der elfjährigen Fleckenperiode. Die Protuberanzen sind als relativ kühle, dichte Materie (Temperatur 5 000-8 000 K) in die dünnere, 100fach heißere Korona eingebettet.
Universal-Lexikon. 2012.